IT-technische Rahmenbedingungen für den 24-Stunden-Lieferantenwechsel
Anforderungen und Chancen in der IT-Umsetzung
Am 21. März 2024 hat die Beschlusskammer 6 der Bundesnetzagentur (BNetzA) die Rahmenbedingungen für den beschleunigten werktäglichen Lieferantenwechsel in 24 Stunden festgelegt. Für Energieverbraucher soll ab dem 4. April 2025 der Anbieterwechsel für Lieferverträge innerhalb eines Werktages möglich sein. Dies führt erneut zu umfassenden Änderungen bei den energiewirtschaftlichen Prozessen und den relevanten IT-Systemen.
Dennoch: Der 24-Stunden-Lieferantenwechsel hat erhebliche Auswirkungen auf die verschiedenen Marktrollen. Während er Vorteile in Bezug auf den technischen Wechselprozess hat, führt er auch zu erhöhten Anforderungen und Komplexität in der Betriebsführung. Es ist daher wesentlich, dass alle Marktteilnehmer gut vorbereitet sind und effiziente Prozesse und IT-Systeme haben, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Anforderungen an die relevanten IT-Systeme
Der (24h)-Lieferantenwechsel stellt erhebliche Anforderungen an die IT-Systeme aller beteiligten Marktrollen:
Schnelligkeit und Effizienz
Die IT-Systeme müssen in der Lage sein, schnell auf Anfragen zu reagieren und Prozesse innerhalb von 24 Stunden abzuwickeln. Dies erfordert eine hohe Leistungsfähigkeit und Effizienz der IT-Systeme.
Zuverlässigkeit und Stabilität
Die IT-Systeme müssen stabil und zuverlässig arbeiten, um einen kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten und Ausfallzeiten zu minimieren. Dies ist besonders wichtig für Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber, die die Netzstabilität sicherstellen müssen.
Flexibilität und Skalierbarkeit
Die IT-Systeme müssen auf Grund der dynamischen Entwicklung von Kundenbeziehungen flexibel skalieren können, um sich an eine erhöhte Anzahl von Lieferantenwechseln anpassen zu können.
Datensicherheit und Datenschutz
Die IT-Systeme müssen weiterhin strenge Sicherheits- und Datenschutzstandards erfüllen, um die Vertraulichkeit und Integrität aller verarbeiteten Daten bspw. Kundenstammdaten oder Verbrauchsinformationen zu gewährleisten.
Integration und Interoperabilität
Die IT-Systeme müssen reibungslos und automatisiert mit anderen IT-Plattformen interagieren und effizient Daten austauschen können. Dies ist besonders wichtig für die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten, Netzbetreibern, Übertragungsnetzbetreibern und Messstellenbetreibern.
Automatisierung
Die IT-Systeme sollten in der Lage sein, Prozesse zu automatisieren, um Kosten des laufenden Betriebs zu reduzieren, Effizienz zu steigern und mögliche menschliche Fehler zu minimieren.
Diese Anforderungen stellen eine erhebliche Herausforderung für die relevanten IT-Systeme dar und erfordern eine sorgfältige Planung und Implementierung.
Änderungen in der Marktkommunikation für den 24h-Lieferantenwechsel
Das Applicability Statement 4 (AS4) Protokoll ist ein elementarer Beitrag zur zukunftssicheren Absicherung der Marktkommunikation (MaKo) im deutschen Strommarkt. Seit April 2024 ist die Marktkommunikation über AS4 verpflichtend.
Der nun parallel auf den Weg zu bringende werktägliche Lieferantenwechsel tritt ab dem 1. April 2025 in Kraft. Die Prozessumsetzung des 24h-Lieferantenwechsels strafft viele Fristen und passt Prozesse strukturell an.
Die Kombination der MaKo via AS4 und dem 24-Stunden-Lieferantenwechsel führt zu einer Neustrukturierung des Datenaustauschs, die die spätere Anwendung der Prozesse unterstützt und zur verbesserten Datenqualität im Markt beiträgt.
Die Verwendung von AS4 trägt wesentlich zur Informationssicherheit bei und gewährleistet den Datenschutz und die Sicherheit der Kommunikationsprozesse zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern am deutschen Strommarkt.
Prozessautomatisierung als Chance
Für die Marktrollen des deutschen Energiemarkts bietet der beschleunigte Lieferantenwechsel die Möglichkeit zur weiteren Prozessautomatisierung und somit zur Kosten- und Ressourcenreduktion. Die weitreichenden Anforderungen an die Standardisierung, Digitalisierung und Automatisierung schont den Einsatz von Ressourcen und vermindern manuelle Aufwände, besonders in Bezug auf bilaterale Klärungen von systembedingten Fehlermeldungen im Wechselprozesse.
Die aktuellen Herausforderungen zur Umsetzung der betroffenen Marktprozesse sind komplex und werden die Energiebranche noch langfristig begleiten. Dabei gilt es, immer größere Datenmengen zu verarbeiten und Digitalisierungsprojekte agil umzusetzen, um den hohen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Hierbei ist es wichtig eine leistungsfähige und skalierende IT-Struktur als Grundlage aufzubauen und mit den vorhandenen IT-Systemen zu vernetzt. Eine Verlagerung in die Cloud kann beispielsweise für die notwendige Flexibilität sorgen, um spätere Anpassungen leichter vornehmen und umsetzen zu können. Als Digitalisierungs- und IT-Partner bieten wir Ihnen nicht nur das notwendige und aktuelle Branchen-Know-how für die Energiewirtschaft, sondern können Sie auch bei der Systemintegration und Migration unterstützen.
Weiterführende Informationen zum 24-Stunden-Lieferantenwechsel erhalten Sie über unsere Webinar-Aufzeichnung
Erfahren Sie in unserer Webinar-Aufzeichnung, welche Änderungen systemseitig für den 24h-Lieferantenwechsel notwendig sind und was für die Marktkommunikation berücksichtigt werden muss.