Das Integrated Reporting Framework wird Teil der IFRS Foundation
Die IFRS Foundation empfiehlt Unternehmen die Anwendung des Integrated Reporting Framework
Seit August 2022 ist die IFRS Foundation für das Integrated Reporting Framework verantwortlich. Das International Accounting Standards Board (IASB) und das International Sustainability Standards Board (ISSB) haben angekündigt, das Integrated Reporting Framework künftig in ihre Standardisierungsprojekte zu integrieren. Die IFRS Foundation und die Vorsitzenden des IASB und des ISSB ermutigen die nach IFRS bilanzierenden Unternehmen, das Integrated Reporting Framework zur Grundlage Ihrer Unternehmensberichterstattung zu machen.
Der International Integrated Reporting Council (IIRC) ist eine globale Koalition aus Regulierungsbehörden, Investoren, Unternehmen, Standardsettern, der Wirtschaftsprüfungsbranche, der Wissenschaft und NGOs. Gründungsimpuls war die gemeinsame Überzeugung, dass eine abgestimmte Kommunikation über die Wertschöpfung in einer Unternehmensgruppe den nächsten Schritt in der Entwicklung der Unternehmensberichterstattung darstellen muss.
Der IIRC entwickelte daher bereits im Jahre 2013 das internationale <IR> Framework, um diesem Bedarf gerecht zu werden und eine Grundlage für die Zukunft der Unternehmenskommunikation zu schaffen. Die aktuell gültige Version stammt aus dem Januar 2022.
Welche Ziele verfolgt das <IR> Framework im Kern?
Integrierte Berichterstattung (Integrated Reporting) ist ein ganzheitliches Konzept, das die klassische Finanzberichterstattung mit nicht-finanziellen Berichtselementen, wie den Nachhaltigkeitsbericht, den Bericht über das Risikomanagement sowie Corporate Governance Aspekte, verbindet. Das heißt:
- Unternehmen sollen die Qualität der Informationen, die ihren Kapitalgebern zur Verfügung gestellt werden, nachhaltig verbessern, um eine effizientere und produktivere Kapitalallokation zu ermöglichen.
- Die Kohärenz, der auf verschiedenen Berichtssträngen basierenden Unternehmensberichterstattung soll gefördert werden, damit die Fähigkeit einer Organisation, Werte für die Stakeholder zu schaffen, positiv beeinflusst wird.
- Die unternehmensseitige Rechenschaft und die Verantwortung für alle wertschaffenden Inputfaktoren (z.B. finanziell, prozessual, intellektuell, menschlich & sozial) soll gefördert und das Verständnis ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten verbessert werden.
- Integriertes Denken bei unternehmerischem Handeln in Bezug auf die Wertschöpfung soll die Grundlage für die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen bilden.
Durch sich ändernde wirtschaftliche Umfeldbedingungen und gesellschaftliche Wertvorstellungen erlangen - parallel zu den Überzeugungen das IIRC - ESG-Aspekte eine zentrale Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit und damit auch für den Shareholder Value.
Mit dem Inkrafttreten der CSRD werden ab dem 2024 börsennotierte Unternehmensgruppen die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsziele, die Rolle von Vorstand und Aufsichtsrat, den wichtigsten nachteiligen Wirkungen des Unternehmens und zu noch nicht bilanzierten immateriellen Ressourcen in ihr Reporting integrieren müssen. Da der Anwenderkreis durch die Richtlinie in den kommenden Jahren sukzessive auch auf Firmen von geringerer Größe ausgeweitet wird, gehen z.B. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften davon aus, dass allein in Deutschland künftig ca. 15.000 Unternehmen eine Nachhaltigkeitsberichterstattung abliefern müssen.
Mit den IFRS SDS Standards S1 (Allgemeine Anforderungen an die Offenlegung von Finanzinformationen zur Nachhaltigkeit) und S2 (Klimabezogene Offenlegung) hat der ISSB bereits Normen publiziert, die die EU-Regularien mit Leben füllen und Unternehmen Anwendungssicherheit geben sollen. Das Integrated Reporting (IR) soll hierzu künftig einen umfassenden Rahmen bieten, der sowohl die finanzielle Leistung als auch die Nachhaltigkeit und andere wertschöpfende Faktoren eines Unternehmens kohärent berücksichtigt. Viele Mitglieder der Financial Community sind der Auffassung, das ESG-Themen Wertrelevanz für Unternehmen besitzen – und somit in einem interdependenen Kontextbereich zu IR stehen. Die Finanzfunktion als Key Player sollte diese Grundüberzeugung grundsätzlich in ihren Aufgabenbereich einbeziehen und mittels „integrated thinking“, die finanziellen und nichtfinanziellen Dimensionen der Unternehmenstätigkeit gleichberechtigt „mitdenken“.
Um die Berichterstattungserfordernisse von <IR> Framework und SDS Standards zu integrieren, hat die IFRS Foundation den Nutzern ein Mapping zur Verfügung gestellt. Diese Tabelle ordnet die wesentlichen Anforderungen von IFRS S1 und IFRS S2 den Inhaltselementen des <IR> Frameworks zu und zeigt Möglichkeiten auf, Angaben nach IFRS S1 und IFRS S2 in einen integrierten Bericht einzubinden.
Welche Herausforderungen sind der Implementierung zu bewältigen?
Bei der Einführung eines integrierten Reportingansatzes können sich für Unternehmensgruppen vielzählige Herausforderungen ergeben, denen häufig nur mit externer Unterstützung begegnet werden kann, zum Beispiel:
- Heterogene Datenlage: Die Integration von finanziellen und nicht-finanziellen Daten stellt eine der größten Herausforderungen dar. Oft stammen Daten aus diversen Quellen, haben unterschiedliche Formate oder weisen Dubletten auf.
- Regulatorische Anforderungen: Inkonsistente regulatorische Anforderungen (z.B. IFRS SDS vs. EFRAG ESRSs vs. GRI) steigern die Komplexität und erschweren so die Implementierung von IR.
- Kosten und Ressourcen: Die Umstellung auf IR kann initial hohe Kosten und Ressourcen bedingen. Dies betrifft insbesondere kleinere Unternehmen, die möglicherweise nicht über die notwendigen Mittel & Kapazitäten verfügen.
- Organisational Change: Die Einführung von IR erfordert oft eine Veränderung der Unternehmenskultur. Mitarbeiter sollen verstehen, warum IR wichtig ist und wie es zur Wertschöpfung oder dem Funding (z.B. durch die Ausgabe von Green/Social Bonds) beiträgt. Die initialen Impulse für Veränderungen sollten vom CFO ausgehen. Die begleitende Governance in der Finanzabteilung zu Hause sein.
Welche Lösungsansätze sind für die technische Realisierung von Integrated Reporting denkbar?
Die technische Umsetzung eines integrierten Ansatzes für die Berichterstattung kann nur funktionieren, wenn Controlling, Accounting und IT mit hohem Kooperationswillen und maximalem Transformation-Speed kooperieren. In der Praxis haben sich die folgenden Arbeitsgebiete als wesentlich in einem solchen Projekt-Setup herausgestellt:
- Datenintegration: Die Implementierung einer zentralen Datenplattform, die alle relevanten Informationen sammelt und integriert. Dies kann durch den Einsatz von ERP-Systemen, z.B. SAP Central Finance, erreicht werden.
- Automatisierung: Ein hoher Automatisierungsgrad vermeidet manuelle Eingriffe bei der Datenerfassung und ermöglicht Freiräume für die Interpretation der Daten.
- Datenanalyse: Fortschrittliche Analysetools helfen, Trends zu identifizieren und fundierte Entscheidungen zu treffen (z.B. durch gesteigerte Cash Flow Prognosegenauigkeit für die Liquiditätsplanung und das Risikomanagement) – und somit den Wert eine integrierten Datenbasis weiter zu steigern.
- Reporting: Benutzerfreundliche UX und standardisierte Berichtsformate, die sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Informationen klar und verständlich darstellen, erleichtern den Stakeholdern, die Leistung bzw. Wertschöpfung des Unternehmens zu verstehen.
In Deutschland gilt im Besonderen die SAP als Vorbild bei der Berücksichtigung des <IR> Framework für die Unternehmensberichterstattung. Das Unternehmen hat IR eingeführt, um Stakeholdern eine ganzheitliche Sicht auf seine finanzielle und nicht-finanzielle Leistung zu bieten. Key Success Faktoren waren neben der Schaffung einer zentralen Datenintegrationsplattform, eine aktives Stakeholder-Management und der Einsatz moderner Tools, wie SAP S/4HANA, SAP Group Reporting und SAP Analytics Cloud.
Wie aktuell das Thema “Integrated Reporting“ von der fachlichen Community gehandelt wird, zeigt die Agenda des 78. Betriebswirtschafter-Tag der Schmalenbach Gesellschaft e.V., der kürzlich wie üblich in Düsseldorf stattfand. Viele der Arbeitskreis-Beiträge, die wissenschaftliche Forschung mit den Erfahrungen von Unternehmenspraktikerinnen und Praktikern verbinden, standen unter der Überschrift „Konnektivität im Financial Reporting“.