Marktrollentrennung in der Glasfaser-Wertschöpfung
und warum diese unerlässlich ist
Zeiten ändern sich: Das Marktumfeld in der Glasfaserbranche hat sich in den vergangenen Monaten stark verändert - Nach einer Phase des ungebremsten Wachstums und massiver Investitionen in den Bau neuer Infrastrukturen folgt nun die Konsolidierung.
Die Unternehmen der Glasfaserbranche sehen sich seit rund einem halben Jahr mit einer stark veränderten Marktsituation konfrontiert. Durch steigende Zinslasten und knappen Tiefbau-Ressourcen bedingt, ziehen viele Kapitalgeber die vorgesehenen Investitionen in neue Glasfaserinfrastrukturen zurück.
Dieser Blogbeitrag soll dazu beitragen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie die immer noch vorhandenen Mittel sinnvoll in IT investiert und für diese Unternehmen wertsteigernd eingesetzt werden können. Das Ziel besteht darin, die vorhandenen Marktschnittstellen geeignet und effizient anzusteuern, damit der Zugang zu den bestehenden Infrastrukturen für alle Nachfrager - der sogenannte "Open Access" - prozessgängig möglich ist.
Die Wertschöpfungskette für Telekommunikationsprodukte in Deutschland ist durch die sogenannte S/PRI-Schnittstelle (Supplier/Partner Requisition Interface) in zwei Marktrollen aufgeteilt: den Lieferanten einer Anschluss-Infrastruktur und den Wiederverkäufer, der Produkte in Richtung der Endabnehmenden bereitstellt.
Die S/PRI-Schnittstelle ermöglicht den Bezug von Anschlussleistung für eigene Kunden auf fremder Infrastruktur
Viele Glasfaserunternehmen haben aufgrund des rasanten Wachstums der vergangenen Jahre die prozessuale Abbildung dieser Rollentrennung vernachlässigt. Warum? Weil sie beispielsweise ihre Endabnehmer über die eigene Infrastruktur bedienen und keine Notwendigkeit für andere Nachfrager sahen oder weil sie durch eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht zu echtem Open Access verpflichtet waren. Wird jedoch eine Bundes- oder Landesförderung gewährt, besteht in jedem Fall die Verpflichtung, die errichteten Anschlüsse anderen Nachfragern diskriminierungsfrei anzubieten.
Durch diese Entwicklung sind in der Vergangenheit gewachsene Prozessumgebungen entstanden, die sich nur schwer an sich verändernde Anforderungen anpassen lassen. Auch wurden viele Customer-Relationship-Management Systeme (CRM) so weiterentwickelt und customized, dass sie Teilprozesse auf beiden Seiten der Marktschnittstelle unterstützen.
Viele Infrastrukturinhaber prüfen derzeit mit Hochdruck, ob und wie sie bestehende Anschluss-Cluster monetarisieren können. Neben dem Zugang für weitere Nachfrager wird auch die Möglichkeit eines Verkaufs von Teilen der eigenen Infrastruktur geprüft. Um einen angemessenen Preis zu erzielen, müssen diese Cluster prozessgängig angeboten werden können. Dazu gehört die äußerst feingranulare Dokumentation der Fasern und Daten, die essenziell für den Zugang zu den Marktschnittstellen sind. Da viele Anschlussinformationen in der monolithischen CRM-Datenhaltung vermischt sind, lässt sich die Infrastruktur nur sehr schwer aus den Bestandssystemen herauslösen und werthaltig an einen Käufer übertragen. Das schränkt die Handlungsfähigkeit eines Infrastrukturinhabers ein und verlängert den Verkaufsprozess.
Um dieser Situation vorzubeugen, müssen die gesamten Prozessdaten in einem rollenübergreifenden Datenmodell in marktrollengetrennten Data Warehouses vorgehalten werden. Diese bieten eine Reihe von Vorteilen:
Die Module "Reporting" und "Migration" bedient Arvato Systems mit dem marktrollenübergreifenden Datenmodell der ‚Fiber Suite‘, einer ganzheitlichen, cloudbasierten Software-as-a-Service-Lösung für Infrastrukturinhaber und Endkundenvertragspartner. Darüber hinaus verfügt die ‚Fiber Suite‘ über ein leistungsfähiges CRM für die Bedienung der Kunden- und Produktprozesse und, als getrennte Instanz, über ein "ARM" (Assett Relationship Management) für Infrastrukturinhaber, mit dem sowohl die passive Infrastruktur als auch die aktive Netzbetriebsplattform ausgesteuert werden können.
Für die Endkunden werden so einerseits attraktive Breitbandprodukte möglich und andererseits Anschalte- und Serviceprozesse stark vereinfacht. Davon profitieren die ausführenden Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Tipp
Innerhalb des Bertelsmann Verbunds liefert unsere Konzernschwester Riverty über eine Accounting as a Service-Schnittstelle hochautomatisiert alle notwendigen Prozesse der Debitorenbuchhaltung inkl. des Mahn- und Inkassowesens.