SAP Joule: Was für und was gegen den KI-Assistenten spricht

Da Nutzende über SAP Joule auf alle Daten Zugriff erhalten, die in fast allen SAP-System gespeichert sind, kann der KI-Assistent in jeglichen Unternehmensbereichen zum Einsatz kommen, wie beispielsweise:

• Die Personalabteilung kann sich von SAP Joule Stellenanzeigen erstellen lassen und diese direkt auf der gewünschten Plattform veröffentlichen.
• Im Marketing dient SAP Joule unter anderem dazu, das Kundenverhalten in Echtzeit zu analysieren und Landingpages derart zu personalisieren, dass sich das Einkaufserlebnis verbessert.
• Der Vertrieb profitiert von der Möglichkeit, über den KI-Assistent den Status eines Auftrags im ERP-System oder auch den Lagerbestand abzurufen und so Liefertermine verlässlich angeben zu können.
• Im Einkauf können Mitarbeitende mithilfe des KI-Assistenten einfach herausfinden, welcher Lieferant die besten Preise hat, und direkt via Chat eine entsprechende Bestellung auslösen.
• In der Produktion unterstützt SAP Joule die Optimierung der Lieferkette. Der KI-Assistent verschafft Echtzeittransparenz, sagt die Nachfrage vorher und verbessert die Logistikplanung. Daneben lassen sich mit SAP Joule Produktionsprozesse überwachen und zu optimieren. Zudem steigert der KI-Assistent die Effizienz der Produktion und reduziert Ausfallzeiten.
• Mitarbeitende im Kundenservice können über SAP Joule eine Wissensdatenbank einfach durchsuchen und so ihrer hilfesuchenden Kundschaft schnell weiterhelfen – etwa, indem sie passende Ersatzteile empfehlen.
• Im IT-Umfeld können sich Entwickler:innen über SAP Joule Code ausgeben lassen, zum Beispiel für Dokumentationszwecke, oder einfache Websites mit Login-Maske unkompliziert erzeugen (No-Code oder Low-Code).
• In der Finanzabteilung kann SAP Joule für Betrugserkennung, Risikomanagement und die Erstellung von Finanzprognosen zum Einsatz kommen.

SAP plant, bis Ende 2024 rund 100 vordefinierte Use Cases für die Nutzung von SAP Joule direkt in verschiedenen SAP-Lösungen bereitzustellen, wie etwa SAP Sales Cloud, SAP Commerce Cloud, SAP Service Cloud, SAP Customer Data Platform, SAP Advanced Financial Closing, SAP Billing and Revenue Innovation Management, SAP SuccessFactors, SAP SuccessFactors HCM Suite, SAP Fieldglass und CX AI Toolkit.

SAP Joule ist in nahezu alle Cloud-Lösungen von SAP bereits integriert. Über ein Diamant-Icon, das oben rechts systemunabhängig in sämtlichen Benutzeroberflächen angezeigt wird, öffnet sich das Eingabefeld. Das heißt, die Nutzung von SAP Joule ist zum einen sehr niedrigschwellig und intuitiv. Zum anderen ist es nicht mehr erforderlich, zwischen verschiedenen SAP-Lösungen hin und her zu wechseln. Ein Prompt einzugeben, genügt. Wer erst einmal mit SAP Joule arbeitet, wird schnell davon überzeugt sein. Denn der KI-Assistent erhöht die Produktivität aller Nutzenden, weil er Arbeitsabläufe rationalisiert und sich wiederholende Aufgaben automatisiert. Das heißt, mit SAP Joule haben Anwender:innen einen Assistenten an der Hand, der nicht nur fast alle relevanten Unternehmensdaten im direkten Zugriff hat, sondern auch bei strategischen, konzeptionellen und operativen Prozessen als Ratgeber und Sparringspartner fungiert – auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. 
 

Damit verbessert sich nicht nur die Zusammenarbeit innerhalb von Teams und Abteilungen, sondern auch über Unternehmensbereiche hinweg. Schließlich arbeiten alle auf derselben Grundlage: den Unternehmensdaten. Ausgestattet mit einer leistungsstarke Analysefunktionen, können Nutzerinnen und Nutzer mit SAP Joule datenbasierte Erkenntnisse gewinnen, in Daten verborgene Muster erkennen und daraus Trends erkennen – und letzten Endes fundierte, datengestützte Entscheidungen treffen. 
 

Um die Sicherheit ihrer Daten müssen sich Unternehmen bei all dem keine Sorgen machen. SAP Joule ist mit einer Art Zwischenschicht versehen, die dafür sorgt, dass der generierte Output beziehungsweise die entsprechenden Unternehmensdaten im SAP-Umfeld bleiben. Eine Übermittlung an den (US-amerikanischen) Anbieter des zugrundeliegenden LLMs ist ausgeschlossen. Dies ist insbesondere bei Forecasts, die auf Basis sehr vertraulicher Daten erstellt werden, ein großer Mehrwert.

Dank der strategischen Technologiepartnerschaft, die SAP und Microsoft im Juni 2024 bekanntgegeben haben, werden zukünftig insbesondere große Unternehmen und Konzerne von der Integration der beiden KI-Assistenten SAP Joule und Microsoft 365 Copilot profitieren. Das Ziel der Verknüpfung besteht darin, die Unternehmensdaten von SAP mit kontextbezogenem Wissen aus Microsoft-365-Anwendungen zu kombinieren. Das heißt: Mussten sich Anwender:innen bisher im jeweiligen Business-Kontext für einen der beiden KI-Assistenten entscheiden, können sie bald über SAP Joule auf Daten zugreifen, die bislang nur im Microsoft-365-Umfeld verfügbar waren – und umgekehrt. Hierfür müssen sie nichts anderes tun, als via Prompt eine Frage zu stellen oder eine Aufgabe zu formulieren – der KI-Assistent ihrer Wahl greift dank bidirektionaler Datenintegration auf die erforderlichen Informationen zu und liefert das gewünschte Ergebnis. Als Beispiel führt SAP an, Nutzende können über SAP Joule und SAP Concur einen Flug buchen, den Microsoft 365 Copilot dann im Outlook-Kalender vermerkt. Die nahtlose Integration versetzt Anwenderinnen und Anwender in die Lage, nicht nur bessere Entscheidungen schneller zu treffen, sondern auch die Effizienz in alltäglichen Arbeitsabläufen spürbar zu erhöhen.

Der augenscheinlichste Nachteil von SAP Joule ist kein funktionaler, sondern ein strategischer. Denn vollumfänglichen Zugriff auf SAP Joule erhalten nur jene Kunden, welche die Cloud-Lösungen von SAP nutzen. Unternehmen, die SAP on-premise verwenden, dürfen nicht mit dem KI-Assistenten arbeiten. Daneben sind die Kosten, welche mit der Nutzung von SAP Joule einhergehen, aufgrund eines komplizierten und intransparenten Lizenzmodells schwer zu kalkulieren. Denn Firmen müssen die Anzahl der verwendeten Tokens bezahlen. Und diese kann stark variieren – je nachdem, welche SAP-Module Unternehmen verwenden, wie stark sie individualisiert sind, welche Art Prompt Nutzende eingeben und welchen Output SAP Joule generiert. Dabei gilt: Bei Standardlösungen ist SAP Joule einfach per Knopfdruck verfügbar. Bei Individualentwicklungen hingegen kann die Bereitstellung des KI-Assistenten recht herausfordernd sein.

Das große Plus, mit dem SAP Joule aufwartet, ist zweifelsfrei der Zugriff auf Unternehmensdaten. Diese mithilfe des KI-Assistenten zu kontextualisieren, wird die Effizienz und Produktivität innerhalb von Abteilungen spürbar erhöhen und zugleich die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit deutlich verbessern. Die Integration von SAP Joule mit dem Microsoft 365 Copilot ist ein weiterer Meilenstein, was die Bereitstellung von Daten betrifft, die bislang bestimmten IT-Silos vorbehalten waren.

SAP plant, SAP Joule bis Ende 2024 in die Mehrzahl seiner Lösungen integriert zu haben – die letzten sollen bis Ende des zweiten Quartals 2025 folgen. Dann wird SAP Joule Zugriff auf wirklich alle Geschäftsdaten haben und damit das Management komplexer Geschäftsprozesse revolutionieren.