Marktkommunikation via AS4! Was bedeutet das für die kommenden Formatumstellungen?

Zur Anhebung des Schutzniveaus für die Übermittlung von Strom-Fahrplanmeldungen und Gas-Marktprozesse auf eine Smart Meter Public Key Infrastructure, kommt ab dem 01.10.2024 ebenfalls das Kommunikationsprotokolls AS4 zum Einsatz.

Infolge der neuen Regelungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) ist seit dem 01.04.2024 die verbindliche Absicherung für einen Teil der Marktkommunikation im Stromsektor auf das Schutzniveau einer Smart Meter Public Key Infrastructure (SM-PKI) vorgeschrieben. Damit einher geht die Umstellung des Kommunikationsprotokolls auf AS4 für die Nachrichtenformate der WiM, GPKE, MPES und MaBiS. Die Festlegungen im Rahmen des BNetzA BK6 beinhalten spezifische Regelungen zum Übertragungsweg mittels AS4, um eine effiziente und vor allem sichere Marktkommunikation zu gewährleisten.

Alle relevanten Nachrichtenformate aus den genannten Festlegungsdokumenten müssen durch die verschiedenen Marktrollen des deutschen Energiemarkts via AS4 ausgetauscht werden. Betroffen sind hierbei insbesondere Netzbetreiber (NB), Lieferanten (LF), Bilanzkreiskoordinatoren (BIKO), Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), Energieserviceanbieter (ESA), Messstellenbetreiber (MSB) und Bilanzkreisverantwortliche (BKV).

Zur Anhebung des Schutzniveaus für die Übermittlung von Strom-Fahrplanmeldungen und Gas-Marktprozesse auf eine SM-PKI, kommt ab dem 01.10.2024 ebenfalls das Kommunikationsprotokolls AS4 zum Einsatz. Trotz der weitreichenden Herausforderungen können die betroffenen Marktteilnehmer von vielschichtigen Vorteilen profitieren:

Die weiterführenden AS4-Projekte im deutschen Energiemarkt stellen die Gas-Marktteilnehmer und Strom-Bilanzkreisverantwortliche vor technische, aber auch prozessuale Herausforderungen. Die Anpassungen an bestehenden IT-Systemen und Prozessen erfordern sorgfältige Vorbereitung und belastbare Planung. Folgende Schwerpunkte sollten dabei priorisiert berücksichtigt werden:

• Technische Umstellung: Für die Gas-Marktteilnehmer und Strom-Bilanzkreisverantwortliche im deutschen Energiemarkt erfordert die Einführung von AS4 umfangreiche Anpassungen an bestehenden IT-Systemen und Prozessen der jeweiligen Marktrollen. Lösungsansätze können eine rechtzeitige Planung, Ressourcenallokation und frühzeitige Vorbereitung der technischen IT-Unterstützung umfassen. Energieversorger, die sich als Verbundunternehmen schon mit der AS4-Umstellung für Strom beschäftigt haben, könnten hierbei im Vorteil sein und auf die bereits gemachten Projekterfahrungen im Unternehmensverbund zugreifen.

• Interoperabilität: Die Gewährleistung der Interoperabilität zwischen den verschiedenen IT-Systemen und Plattformen der Marktteilnehmer kann eine Herausforderung darstellen. Rechtzeitige Interoperabilitätstests und die Festlegung einheitlicher Standards können hier helfen.

• Schulung und Training: Marktteilnehmer müssen ihre Mitarbeiter entsprechend schulen, um sicherzustellen, dass sie mit dem neuen Kommunikationsprotokoll und die verbundenen Prozesse vertraut sind. Schulungsprogramme und Informationsmaterialien können dabei unterstützen.

• Zeitliche Umstellung: Die Übergangsphasen bis zur vollständigen Implementierung von AS4 erfordert eine präzise Zeitplanung und Koordination aller beteiligten Parteien. Frühzeitige Vorbereitung und klare Kommunikation sind entscheidend, um Engpässe und Verzögerungen zu vermeiden.

Die erfolgreiche Einführung von AS4 für weitere Marktprozesse und Sparten wird wesentlich zur Sicherung und Modernisierung der deutschen Energiebranche beitragen. Es ist jedoch wichtig, die Herausforderungen im Blick zu behalten und frühzeitig angemessene Lösungsansätze zu entwickeln, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Um ein einheitliches und belastbares Sicherheitsniveau für den Datenaustausch in der Marktkommunikation zu erreichen, sind weitere Anpassungen zu erwarten:

• Redispatch 2.0
• Kooperationsvereinbarung Gas
• Fahrplanmeldungen Gas

Arvato Systems war für die AS4-basierte Marktkommunikation in der Stromversorgung fristgerecht startklar. Vertragsgerecht wurde eine Open-Shift-Umgebung beispielsweise an die Thüga SmartService GmbH und deren Kunden übergeben. Diese können damit alle Anforderungen an die AS4-basierten Prozesse vollständig und maximal skalierbar erfüllen. Thüga SmartService kann nun sukzessive weitere Kunden in die AS4-Kommunikation ziehen. 

Der EDIFACT-basierte Austausch von Marktnachrichten stößt zunehmen an seine Grenzen, was Verarbeitungsvolumen und -geschwindigkeit betrifft. Der von der BNetzA seit 21.03.2024 geforderte beschleunigte Lieferantenwechsel innerhalb von 24 Stunden ist dafür ein aktuelles Beispiel. Mit API-Webservices, die in anderen Branchen oder Backend-Systemen schon üblich sind, werden nun in der Marktkommunikation die Fesseln abgestreift. API-Webservices – das Kürzel steht für Application Programming Interfaces – ermöglichen eine nahezu sofortige Datenübertragung, sind einfacher anpassbar und erleichtern die Integration von Kommunikationspartnern. Selbstredend nutzt auch die Marktkommunikation per API die SM-PKI des BSI wie auch die parallele AS4-Kommunikation. Die BNetzA hat mit dem Beschluss BK6-22-024 bereits eine schrittweise Umstellung der vorhandenen Prozesse in Aussicht gestellt. Den Anfang macht ein neuer MALO-Ident-Prozess vor dem eigentlichen Lieferantenwechsel, der bis zum 01.04.2025 via API laufen muss. Arvato Systems unterstützt die Branche dabei mit einer neuen SaaS-basierten Lösung, welche auch die Anforderungen einer SM-PKI erfüllt.